Obwohl Ethik im Bereich Künstliche Intelligenz immer intensiver debattiert wird, sind ethische Probleme nicht unbedingt weniger geworden. Laut einer Capgemini-Studie mussten sich knapp 60 % der befragten Unternehmen in den letzten drei Jahren rechtlichen Prüfungen wegen Diskriminierungsvorwürfen unterziehen und 22 % sahen sich dem öffentlichen Zorn ihrer Kund*innen ausgesetzt. Was tun KI-Unternehmen überhaupt, um ethische Probleme anzugehen und öffentliche Bedenken auszuräumen?
In den letzten beiden Jahren entstand ein wahrer Hype um die Formulierung ethischer Prinzipien , die als Kompass für das Handeln der Mitarbeiter*innen dienen sollen. Das war möglicherweise gut für das Marketing, aber im Endeffekt verlagerte es die Hauptschuld auf Entwickler*innen, von denen wohl nur die wenigsten jemals vorhatten ethisch Bedenkliches zu programmieren. Mittlerweile verbreitet sich die ernüchternde Erkenntnis: Prinzipien alleine helfen nicht, nicht einmal wenn sie den Segen des Papstes erhalten. Derselben Kritik müssen sich auch unternehmerische Ethik-Trainings aussetzen, die oft nur auf die untere Ebene der Unternehmenshierarchie zielen. Auch von ethischen Prüfsiegeln ist abzuraten, sofern sie ein lernendes (!) System zertifizieren, von dem manchmal nicht einmal die Entwickler*in sicher weiß, wie es sich bei fortgeführtem Training verhalten wird.
Ein vielversprechender Ansatz ist das Recruiting von Ethik-Expert*innen für Ethik-Boards die im direkten Austausch mit der Führungsebene stehen. Laut einem Forbes-Bericht sind Ethik-Expert*innen aktuell die begehrteste KI-Rolle: 64 % der befragten Unternehmen planen in der nächsten Zeit eine Ethik-Expert*in einzustellen oder zu trainieren. Ich habe fünf Empfehlungen formuliert, worauf man bei der Zusammensetzung eines Ethik-Boards achten sollte. Hier nun meine fünf Anforderungen[1]:
Kurz: Wir vertrauen keinen Algorithmen, sondern nur den Menschen dahinter. Ethik kommt nicht aus dem Code, sondern aus dem Herzen!
Max Haarich ist KI-Verantwortlicher der Gesellschaft für Digitale Ethik und Botschafter der litauischen Künstler-Republik Užupis. Am 13.11.2020 ab 18:30 Uhr diskutiert er ethische Fragen mit weiteren Expert*innen für Corporate Digital Responsibility beim 1E9-Festival.
[1] Gender-Diversität ist hier nicht aufgelistet, weil das einfach selbstverständlich sein sollte!
Bildnachweis: geralt https://pixabay.com/de/illustrations/integration-begr%C3%BC%C3%9Fung-h%C3%A4ndesch%C3%BCtteln-1777537/
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